Gedanken Zu Corona

06.05.2020 11:11

Ich habe sehr lange überlegt, ob ich etwas zu Corona blogge und wenn ja, was ich schreiben soll. Nachdem meine Meinung und Einstellung zu dieser Krise sich immer mal verändert hat, ist es nicht so leicht, dazu etwas in Worte zu fassen. Ich habe mich dann aber doch dazu entschlossen, weil sich mittlerweile einiges an Gedanken angesammelt hat und jetzt raus muss.

Meine Ausführungen gelten in Bezug auf die Beschränkungen für Bayern, in anderen Bundesländern war es zum Teil lockerer.

Zu Corona selbst

Da ich kein Mediziner bin, kann ich über die Krankheit selbst recht wenig sagen. Ich finde es nur interessant, wie die Erfahrungsberichte von Symptomen einer Grippe bis richtig üblen Schmerzen/ Atemproblemen/usw. gehen. Die Bandbreite ist da schon recht groß und man kann sich das Risiko für einen selbst echt schwer ausrechnen.

Ich habe generell keine Angst vor Krankheiten, ich nehme das immer hin, wenn es mich mal erwischen sollte. Ich habe mich noch nie gegen Grippe impfen lassen und habe sie trotzdem nie bekommen. Mein Vertrauen auf Gott ist so groß, er wird mich entweder davor bewahren oder mir helfen, damit umzugehen. Und wenn meine Lebenszeit zu Ende ist, dann liegt es in seiner Hand.

Meine Angst ist eher, dass ich unbemerkt jemanden anstecke und dann Schuld an dessen Leid bin. Das wäre für mich viel schlimmer.

Über die Maßnahmen

Als am Anfang vermehrt über Home Office und Vorsicht bei Kontakten geredet wurde, habe ich noch gedacht, dass es halt eine kurze Zeit etwas anders läuft und das gibt sich schnell wieder. In der Behörde, in der ich arbeite, durften zuerst die Telearbeiter auf ihre Präsenztage verzichten. Ein absolutes Novum!

Ich war ziemlich überrascht, wie schnell dann ein richtiger Ausnahmezustand kam, mit enormen Einschränkungen. Die Ausgangsbeschränkungen, die sogar Familienbesuche verboten, trafen mich zu dem Zeitpunkt besonders hart, weil im März mein Neffe zur Welt kam und ich ihn nicht sofort besuchen konnte.

Auf einmal hat die Regierung das gesamte Privatleben reglementiert, der Großteil des sozialen Lebens war nicht mehr möglich und ich saß allein in meiner Wohnung (außer während der Arbeit, ich durfte zum Glück noch ins Büro fahren).

Trotz des Schocks und der Tatsache, das mein Leben damit erst mal kaputt war, habe ich es als Vorsichtsmaßnahme akzeptiert und mich an die Regeln gehalten. Die steigende Ansteckungsrate sprach ja auch für eine schlimme Pandemie und man musste das irgendwie in den Griff bekommen.

Allerdings ist es schwer, das auf längere Zeit durchzuhalten und deshalb verfolgte ich gerade die Meldungen zu den Ansteckungsraten sehr genau. Während am Anfang noch alle Medien auf dem Panikkurs waren, gab es seit kurzem immer mehr Meldungen, dass die Ansteckungsrate R schon vor dem Lockdown < 1 war bzw. die Zahl der Erkrankten schon deutlich sinkt. Die Mortalitätsrate wurde auch schon mehrfach nach unten korrigiert, es sterben weniger als am Anfang immer vermutet.

Daher finde ich es sehr sinnvoll, wenn man die Maßnahmen wieder aufhebt, weil man es irgendwann auch nicht mehr sinnvoll begründen kann. Die Mehrheit der Menschen will Freiheit und nicht dieses Eingeschränktsein und es hängen auch genügend Existenzen daran, dass es wirtschaftlich wieder weitergeht.

Der Staat kann zwar mit finanziellen Mitteln helfen, das geht aber nur begrenzt und zwar so lange, wie er auch Geld einnimmt. Wenn es keine Firmen und Selbstständige mehr gibt, die Steuern zahlen, dann gehen wir als Land komplett pleite. Der Schaden ist aktuell schon groß genug, da werden wir noch lange brauchen, um uns davon zu erholen.

Auch die ganzen Vereine und anderen Gruppen, die vom sozialen Miteinander leben, werden sich freuen, wenn sie endlich in die Normalität zurückkehren dürfen.

Eigene Gemütslage

Bei mir hat sich die Stimmung mehrfach geändert, am Anfang war ich depressiv, weil ich als Gewohnheitstier komplett aus meinem Wochenrhythmus geworfen wurde. Bei mir fiel Posaunenchor-Probe, Bibelkreis und die Gottesdienste am Sonntag weg, die Freizeit war alleine in der Wohnung zu sein. Es hat mich einige Zeit und Kraft gekostet, mich langsam daran zu gewöhnen. Der einzige Anker war die Arbeit, weil ich zum Glück nicht zum Home Office gezwungen wurde.

Die zweite Phase war, dass ich es akzeptiert habe und versuchte, die Zeit sinnvoll zu nutzen. Ich habe mehr programmiert, habe meinen Computer migriert (Umstieg von OpenSuse auf Manjaro Linux) und habe mich mit Jitsi beschäftigt.

Irgendwann ist es mir aber richtig nervig geworden, ich habe dann doch meine Schwester mit dem Neugeborenen besucht und mich gefreut, dass ich endlich mal wieder normalen Kontakt haben konnte. Es wird auch für mich immer schlimmer, weil mir dann doch die Kontakte fehlen und eine Videokonferenz nicht dasselbe ist.

Mit der Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr und in den Geschäften ist dann noch etwas dazugekommen, mit das ich richtig ein Problem habe: ich kann mit verdeckter Nase und verdecktem Mund nicht richtig atmen. Ich verstehe echt nicht, wie andere die Maske sogar im Freien längere Zeit aufbehalten können, wo man durch ausreichend Abstand auch ohne geschützt ist.

Insgesamt sehne ich mich nach der Zeit vor Corona, einfach weil ich es schön fand, in einem gut funktionierendem Land zu leben und selbst über Besuche und Aktivitäten bestimmen zu können. Außerdem gibt es dann auch keine Probleme, gewisse Produkte wie Toilettenpapier zu kaufen.

Deshalb bin ich sehr froh, dass endlich die Ausgangsbeschränkung aufgehoben wurde und ich meine Eltern wieder besuchen kann und auch ohne triftigen Grund raus kann. Wenn jetzt so langsam alles gelockert wird, dann kann auch meine Laune nur besser werden.